Bach-Kantate „Erfreut euch, ihr Herzen“ (BWV 66) an Ostersonntag, 9. April 2023

 

Unser Chor wird im Gottesdienst an Ostern mit Solisten und Orchester wieder eine wunderbare Osterkantate von Johann Sebastian Bach aufführen. „Erfreut euch, ihr Herzen“ ist ursprünglich für den Ostermontag vorgesehen und wurde 1724 in Leipzig zum ersten Mal aufgeführt.

 

Der festliche Eingangschor mit Trompeten- und Oboen-Klängen präsentiert in beindruckender Weise den Inhalt des Osterfestes: Die Altstimmen singen „Erfreut euch, ihr Herzen“, die Tenorstimmen ergänzen „Entweichet, ihr Schmerzen“; und dann folgt mit allen Stimmen vereint vorgetragen der Grund für diese Aufforderung: „Es lebet der Heiland und herrschet in euch.“

Die Botschaft der Auferstehung Jesu von den Toten wird in dieser Kantate nicht mit biblischen Motiven nacherzählt (wie in Bachs Osteroratorium) oder einem alten Choral folgend betrachtet (wie in der Kantate „Christ lag in Todesbanden“ letztes Jahr), sondern wird in freier Dichtung beschrieben.

Bemerkenswert ist dabei der dialogische Charakter. Die Wahrheit der Auferstehung Jesu wird nicht nur präsentiert und bezeugt; es melden sich auch Zweifel und Rückfragen. An dieser Kantate aus der Hochzeit der lutherischen Barocktheologie sehen wir sehr schön, dass Fragen und Probleme mit der Auferstehungsbotschaft nicht erst ein Phänomen der Moderne sind, sondern auch damals – wie auch schon zur Zeit des Paulus (1 Kor 15) – die Menschen bewegt haben.

In einem langen musikalischen Dialog zwischen Tenor und Altistin in der Mitte der Kantate treten sich Glaubenssicherheit und Zweifel gegenüber. Der Tenor singt:

„Bei Jesu Leben freudig sein ist unsrer Brust ein heller Sonnenschein.“

Doch dann meldet sich mit der Stimme des Alts der Zweifel:

Kein Auge sieht den Heiland auferweckt.“ Oder: „Lässt wohl das Grab die Toten aus?“

Am Ende dieses Hin- und Her von Sicherheit und Zweifel, von Glaube und Hemmung siegt die Freude.

„Wenn [wirklich] Gott in einem Grabe lieget, so halten Grab und Tod ihn nicht.“ lautet das Argument des Tenors, das den Alt offenbar überzeugt. Am Ende singen beide vereint:

„Nun ist mein Herze voller Trost, und wenn sich auch ein Feind erbost,  will ich in Gott zu siegen wissen.“

 

Wer diesen Weg zwischen Zweifel und Glauben an Ostern musikalisch mitgehen und am Ende das Halleluja des Schlusschorals hören will, ist herzlich eingeladen zum Ostergottesdienst um 10 Uhr.